Liebe Seebrücke-Gruppen,
die Repression gegen zivile Rettungskräfte auf dem Mittelmeer hat eine letale Wirkung entfaltet: Im September, als gar keine zivilen Rettungsschiffe mehr vor Ort waren erreichte die Todesrate einen historischen Rekord: Eine aus fünf Personen, die die Überfahrt antraten, starb. Deshalb geben wir nicht auf und werden alles tun, um weiter Menschen in Seenot zur Hilfe zu kommen.
Wirkung entfaltet hat aber auch euer Protest für die zivile Seenotrettung und für sichere Häfen. Deshalb können wir endlich auch gute Neuigkeiten verkünden: Nach Monaten der Rückschläge befindet sich unser Schiff, die Sea-Watch 3, gemeinsam mit zwei weiteren Rettungsschiffen auf dem Weg zurück ins Einsatzgebiet und kann, unterstützt durch unser Aufklärungsflugzeug Moonbird, endlich wieder seinem Zweck nachkommen - Menschen vor dem Ertrinken retten.
Dass wir nach monatelanger willkürlicher Festsetzung jetzt doch wieder auf dem Weg in den Einsatz sind, ist nur möglich, weil ihr uns unterstützt und mit uns für Menschenrechte kämpft. Danke dafür!
Die eigentliche Herausforderung dieser Mission fängt jedoch mit der unmittelbaren Rettung erst an: In den letzten Monaten wurde vielen Schiffen, die Menschen aus Seenot gerettet haben, die Zuteilung eines sicheren Hafens zunächst verweigert, darunter sogar die Italienische Küstenwache. Tage-, teils wochenlang mussten Gerettete auf den Schiffen ausharren, bis sie endlich an Land gehen konnten. Militär- und Handelsschiffe kommen deshalb immer häufiger ihrer seerechtlichen Pflicht nicht mehr nach, weil sie eine solche Situation vermeiden wollen. So hängen die Todesrate auf dem Mittelmeer und die Aufnahmebereitschaft europäischer Staaten, Bundesländer und Kommunen unmittelbar zusammen.
Deshalb sind wir heute mehr denn je auf eure Unterstützung angewiesen. Die breite gesellschaftliche Unterstützung, die wir über den Sommer erfahren durften, hat bereits viel bewirkt. Jetzt geht es konkret darum, Leben zu retten, dabei könnt ihr mit eurem Engagement einen entscheidenden Unterschied machen. Macht eure Stadt zum sicheren Hafen und macht mit uns gemeinsam Druck auf den Innenminister, dass der §23 AufenthG. auch zur Anwendung kommt, denn derzeit ist es die Blockade Seehofers, welche einer Lösung im Weg steht, aber wenn wir immer mehr Sichere Häfen werden und die Seebrücke-Bewegung weiter durchhält, wird Seehofer irgendwann einknicken müssen.
Deshalb begleitet uns auf unserer Mission. Haltet euch auf Twitter/Facebook auf dem Laufenden, helft mit, wenn wir erneut das Recht auf Flucht und das Recht auf Leben verteidigen müssen. Unsere Schiffe haben in der Vergangenheit mehr als 37 000 Menschen das Leben gerettet, in der jetzigen Situation können unsere Crews das jedoch nicht mehr allein. Damit wir auch weiterhin Leben retten können, zählen wir auf eure Unterstützung, insbesondere wenn es darum geht, Kommunen und Länder zur Aufnahmebereitschaft zu bewegen. Es wäre deshalb toll, wenn ihre Lokalpolitiker*innen und die Bürgermeister*innen in eurer Stadt auf die Situation aufmerksam macht.
Mit herzlichen Grüßen,
die Sea-Watch Crew
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