„Das ultimative Maß eines Menschen ist nicht, wo er in Momenten von Komfort und Bequemlichkeit steht, sondern in Zeiten der Herausforderung und Kontroversen“. – Martin Luther King
Migration ist weder ein Problem, das gelöst, noch eine unnatürliche Bewegung, die gestoppt werden muss. Migration ist eine Tatsache, und das schon seit Anbeginn der Menschheit.
Das Mittelmeer ist zur gefährlichsten Grenze der Welt geworden, mit mehr als 17.000 Toten in den letzten fünf Jahren. Europa verantwortet diese Todesfälle auch auf Kosten seiner demokratischen Traditionen, seiner Werte der Solidarität und der Achtung der Menschenrechte. Die gescheiterte Migrationspolitik erschüttert die europäischen Prinzipien in ihren Grundfesten.
Unsere Regierungen finanzieren Drittländer, einschließlich Diktaturen und gescheiterte Staatsmilizen, um Flüchtlinge und Migrant*innen daran zu hindern, nach Europa zu gelangen. Täglich verletzen sie die Menschenrechte, internationale Übereinkommen zur Rettung auf See und die Grundrechte von Menschen auf der Flucht.
Wir wurden Zeugen einer wachsenden Kriminalisierungskampagne gegen Migrant*innen und Flüchtlinge sowie Menschenrechtsaktivist*innen, die sich für die Verteidigung der Rechte von MigrantInnen und Flüchtlingen einsetzen. In jüngster Zeit hat sich diese Kampagne zu einer ausgewachsenen Regierungs- und Justizstrategie entwickelt, die darauf abzielt, die Solidarität gegenüber Menschen in Not zu einer strafbaren Handlung zu machen.
Im September 2018 starb jeder Fünfte, der versuchte, das zentrale Mittelmeer zu überqueren; dies war der tödlichste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen und eine direkte Folge der Vertreibung des größten Teils der humanitären Rettungsflotte durch die europäischen Regierungen aus dem Mittelmeer, die weder Rettung noch Zeugnis auf See erlaubten. Diese defekte Union, die ihre Südgrenze in ein nasses Massengrab verwandelt hat, ist nicht das Europa, in dem wir leben wollen.
Wir glauben an ein unterstützendes, inklusives, einladendes Europa, das sich verpflichtet, das Leben und die Rechte der Menschen sowie seine eigenen demokratischen Traditionen zu achten und zu bewahren.
Wir können uns nicht mit der Erkenntnis abfinden, dass Europa seine Prinzipien geopfert und seine Menschlichkeit verloren hat. Deshalb haben wir ein Bündnis für ein „Europa in Solidarität“ geschlossen, sowohl auf See als auch an Land und in der Luft . Eine humanitäre Flotte, bestehend aus Mediterranea, Open Arms und Sea-Watch, aber off en für andere Organisationen, sticht zusammen in See; eine Flotte, die eng mit einem Netzwerk humanitärer Städte, Bewegungen und zivilen Organisationen auf der ganzen Welt verbunden ist und von diesen unterstützt wird, um die elementarsten Menschenrechte zu verteidigen: Leben und Würde.
Wir werden beweisen, dass die aktive Zivilgesellschaft nicht nur bereit ist, Leben auf See zu retten, sondern auch in der Lage ist, ein neues Europa und ein gerechtes Aufnahmesystem an Land zu schaffen.
Wir rufen europäische Städte, Bürgermeister*innen, Bürger*innen, Vereine, Bewegungen, Organisationen und alle, die an unsere Mission glauben, zum Handeln auf. Schließt Euch unserem zivilen Bündnis an und lasst uns gemeinsam aufstehen und mutig eine Zukunft voller Respekt und Gleichberechtigung einfordern. Wir werden gemeinsam für das Recht zu kommen und für das Recht zu bleiben eintreten.
Wir rufen Euch auf, nicht zu schweigen, sondern gegen die unfaire europäische Politik der Unmenschlichkeit anzutreten. Wir bitten Euch, die Achtung unserer Verfassungen und unserer Geschichte zu verteidigen. Wir bitten Euch, auf unserer Seite zu sein. Gemeinsam können wir beweisen, dass eine andere Welt noch möglich ist.
Ein Zusammenschluss von Sea-Watch, Open Arms und Mediterranea.
Rom, 23 November 2018.
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