Submitted bySeebruecke onSo., 11.10.2020 - 10:57

#387

Fragmente eines Liebesbriefes und ein paar Fotos, ein Kapuzenshirt, eine Hose, ein Gürtel – das ist alles, was von ​„Nr. 387“ bleibt, einem der tausend Migrant*innen, die am 18. April 2015 vor der libyschen Küste ertranken, als das Geisterschiff, auf dem sie übersetzen wollten, sank. Es war seit dem Zweiten Weltkrieg die opferreichste Tragödie im Mittelmeer. In Mailand leitet die Rechtsmedizinerin Cristina Cattaneo eine Untersuchung nie gekannten Ausmaßes zur Identifi­zierung der Toten. José Pablo Baraybar ist beim Internationalen Roten Kreuz für die Ertrunkenen im Mittelmeer zu­ständig. In Mauretanien, an der Grenze zu Mali, und im Senegal besucht er An­gehörige von Verschollenen, um möglichst viele Informationen zusammenzutragen und DNA-Proben zu nehmen, die dann die Teams von Cristina Cattaneo mit den Daten der Ertrunkenen vergleichen. Auf Sizilien sucht Georgia Mirto auf Friedhöfen nach Gräbern von Verschwundenen. Drei Jahre lang begleitet der Dokumentarfilm seine Pro­tagonisten. Sie haben tagtäglich mit dem Tod zu tun, doch es geht ihnen vor allem um die Lebenden – um die Familien, die nicht trauern können.

Am 03.10.2020 fand eine Filmveranstaltung im Scala statt, organisiert vom SCALA, SOS Mediterranee und Seebrücke Lüneburg. Der ca 60 minütige erschütternde, wie bewegende Dokumentarfilm bildete den Startpunkt für eine anregende Diskussion unter den Teilnehmern, in welcher Till Rummenhohl von SOS Mediterranee über die katastrophale Situation im Mittelmeer berichtete. Gegenstand der Diskussion waren besonders die politischen Schikanen, mit welchen die Regierungen Europas die aktive Seenotrettung bewusst verhindern wollen und somit verantwortlich zu machen sind für weitere Tote, die auf den Flüchtlingsrouten ertrinken. 

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