Submitted bySeebruecke onFr., 13.09.2019 - 09:54

Tagelang fand die "Alan Kurdi" keinen sicheren Hafen für ihr Schiff - inzwischen hat Malta auch die letzten Migranten evakuiert. Doch nun erheben die deutschen Seenotretter Vorwürfe gegen die Regierung.

Die deutsche Seenotrettungsorganisation Sea-Eye fühlt sich von der maltesischen Regierung unter Druck gesetzt. Das sagte Gorden Isler, Sprecher der NGO, dem SPIEGEL, nachdem Malta die fünf auf dem Schiff verbliebenen Migranten evakuiert hatte.

 
 

"Malta hat uns erpresst", sagte Isler. "Hätten wir unseren gerichtlichen Protest nicht zurückgezogen, wären die Migranten nicht evakuiert worden. Die maltesische Regierung entfernt sich damit weiter von etablierten rechtsstaatlichen Grundsätzen." Mit dem Protest wollte Sea-Eye gerichtlich klären lassen, ob Malta für die "Alan Kurdi" und die Migranten an Bord zuständig ist. Islers Verdacht: "Hätte uns das Gericht Recht gegeben, wäre klar geworden, dass Malta Hilfe zu Unrecht verweigert hat."

Zehn Tage Warten auf dem Meer

Zehn Tage hatte die "Alan Kurdi" mit zuletzt noch fünf geretteten Migranten an Bord vor der Küste Maltas gelegen, acht Migranten waren zuvor aus medizinischen Gründen evakuiert worden. Von der Crew wurden zwei Suizidversuche gemeldet.

Malta hatte sich nach Sea-Eye-Angaben für nicht zuständig erklärt, obwohl die "Alan Kurdi" die Migranten von einem Holzboot innerhalb der maltesischen Such- und Rettungszone aufgenommen hatte.

 

Dienstagabend holte die maltesische Regierung die Migranten schließlich mit Schiffen der Armee von Bord. Sie habe eine Evakuierung angeboten, "nachdem Sea-Eye den gerichtlichen Protest gegen die maltesische Regierung zurückgezogen hatte", hieß es in einer Pressemitteilung

. Zwei EU-Staaten hätten sich zur Aufnahme der Migranten bereit erklärt; die Migranten würden nicht in Malta bleiben.

Den Protest hatte Sea-Eye bei einem maltesischen Gericht eingelegt. Das Ziel der NGO: Das Gericht sollte die Zuständigkeit Maltas formal feststellen. Den Protest zog Sea-Eye anschließend zurück.

EU-Staaten wollen auf Malta beraten

Seit Monaten finden private Rettungsschiffe im Mittelmeer oft tage- oder wochenlang keinen sicheren Hafen. Italien und Malta verweigern sich meist so lange, bis unter Federführung der EU-Kommission andere EU-Staaten die Aufnahme der geretteten Migranten zusagen.

 

Nach der Evakuierung der "Alan Kurdi" ist derzeit noch das Rettungsschiff "Ocean Viking" mit 84 Bootsflüchtlinge auf dem Meer. Am 23. September wollen sich Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Finnlands sowie der EU-Kommission auf Malta treffen, um über die Regeln für private Seenotretter zu diskutieren.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sind 2019 im Mittelmeer bereits 641 Menschen gestorben. Das sind weniger als in den vergangenen Jahren, allerdings ist die Route noch tödlicher geworden.